Kaff zu verkaufen

Manche Menschen entscheiden sich bewusst für einen Lebenswandel – andere werden hineinkatapultiert so wie die Milliardärsfamilie Rose in der Netflix-Serie „Shitt’s Creek“. Als sie durch einen korrupten Geschäftspartner ihr gesamtes Vermögen verliert, landet sie buchstäblich auf der Straße.
Die einzige Rettung ist das titelgebende Kaff Shitt‘s Creek, das Vater Johnnie vor langer Zeit als Scherz gekauft hat. Sie richten sich in einem heruntergekommenen Motel, das nicht unbedingt ihrem gewohnten Lebensstandard entspricht, häuslich ein und hoffen inständig, dass Johnny so schnell wie möglich das Städtchen verkaufen und die Misere beenden kann.
Bis dahin schlittert die versnobte Familie von einer irrwitzigen und grotesken Situation in die nächste. Auch wenn sich die Story klischeehaft anhört, bereitet die kanadische Sitcom großes Vergnügen, was vor allem an den herrlich überzogenen Charakteren liegt, die vielschichtiger sind, als es zunächst den Anschein hat.
Es ist fast rührend, wie der stilbewusste David und die zickige, verwöhnte Alexis versuchen, aus lauter Langeweile Anschluss zu finden, auch wenn sie mit den bodenständigen Provinzbewohnern herzlich wenig gemein haben. Am besten gefällt mir die Mutter Moira, die durch exzentrische Klamotten und Perücken mit aller Mühe versucht, den Schein zu wahren und in einem Werbespot an ihren einstigen Erfolg als Soap-Darstellerin anzuknüpfen. Nach der kurzweiligen ersten Staffel bin ich gespannt, welche Abenteuer die Familie Rose noch erwartet.