Ambivalente Künstlerfreundschaft

2025-04-27
Paris
Ambivalente Künstlerfreundschaft

Rilke und Rodin“ sind zwei Künstler, die ich bisher nicht in Verbindung gebracht, geschweige denn eine Freundschaft zwischen ihnen vermutet hätte. Wobei es wohl eher eine einseitige Verehrung und Idealisierung war, wie ich in der Doppelbiografie von Rachel Corbett erfahren konnte.

Der Weg zum Ruhm ist für beide steinig. Rodin führt ein karges Leben, für ihn zählt nur harte Arbeit. Mit dieser Einstellung wird er zum Vorbild für den 36 Jahre jüngeren Rilke, der eine Monographie über ihn schreibt. Die Autorin taucht tief in ihr Seelenleben ein, so dass ich ein immer klareres Bild der so gegensätzlichen Persönlichkeiten bekam mit all ihren Eigenheiten, Ambitionen und Schaffenskrisen. Nun weiß ich auch, wie Rilkes berühmtes Gedicht „Der Panther“ entstanden ist. 

Nicht nur ihre enge Zusammenarbeit in Rodins Villa in Meudon und ihre spätere Entfremdung, auch das kulturelle und künstlerische Umfeld wie die Weltausstellung im Jahr 1900 in Paris, die Künstlerkolonie Worpswede oder das Treiben im Hotel Biron, dem heutigen Musée Rodin, werden zum Greifen nahe. Rachel Corbett beschreibt viele Szenen, indem sie aus Rilkes Werken zitiert und fängt die Stimmung gut ein. Für Kunst- und Literaturinteressierte ist das Buch ein informatives und kurzweiliges Leseerlebnis.

 
Kunst, Zeitreise