Tiefe Abgründe im Paradies

2025-04-12
Koh Samui
Tiefe Abgründe im Paradies

Es ist wieder so weit: Das Luxus-Resort White Lotus empfängt in der dritten Staffel der gleichnamigen Serie die Superreichen, diesmal in Thailand. Da ist zum einen die fünfköpfige Familie Ratliff. Als der Vater und Investment-Banker Timothy von der Presse behelligt wird, die mehr über seine Deals erfahren will, ist es vorbei mit der Erholung. Die berühmte Fernsehschauspielerin Jaclyn hat ihre zwei Freundinnen zu einem Girls-Trip eingeladen. Solange sie zu dritt sind, beweihräuchern sie sich gegenseitig, wie toll sich seit ihrer Jugend gehalten haben, doch kaum verlässt eine den Raum, beginnen die Lästereien. Da fragt man sich schon, wie es um die Freundschaft bestellt ist. Wer am wenigsten in das Setting passt, ist wohl Rick mit seiner dubiosen Vergangenheit und seinem dauerhaft schmerzerfüllten Blick. Selbst seine gut aufgelegte und empathische Freundin Chelsea kann ihn nicht aufheitern – schließlich ist er nicht zum Vergnügen da, sondern hat eine alte Rechnung zu begleichen.

Die Serie bleibt ihrem Konzept treu. Vor der paradiesischen Kulisse tun sich wahre Abgründe auf. Die Handlung wird immer wieder unterbrochen durch Nahaufnahmen von Affen, lebendig und als Statuen, die gleichgültig das Geschehen verfolgen und sich offensichtlich ihren Teil denken.

Im Vergleich zu den vergangenen zwei Staffeln fand ich diese dramaturgisch am schwächsten. Besonders im mittleren Teil wartet man vergeblich auf eine Wende. Stattdessen werden exzessive Orgien gefeiert, Drogen und Tabletten konsumiert und die Eskalation in die Länge gezogen. Der hervorragende Cast, angeführt von Parker Posey, die Timothys verwöhnte Ehefrau spielt, Cary Coon und Aimee Lou Wood, und die einzigartige Kameraführung machen manche Schwächen jedoch wett. Auch das Thema Religion und Spiritualität, das diesmal im Fokus steht, fand ich gut umgesetzt. Der Showdown am Ende ist stimmig und versöhnte mich wieder mit dieser Staffel.

 
Selbstfindung