Verstörende Milieustudie

Ich frage mich, wie viele Thriller damit beginnen, dass eine Person verschwindet. Ein Kind wird entführt, eine junge Frau fällt einem Serienmörder zum Opfer … In der Netflix-Miniserie „Das Reservat“ ist es das philippinische Au-pair Ruby, das für einen reichen Unternehmer und seine Ehefrau arbeitet. Zuvor hatte sie Cecilie, die Freundin und Nachbarin ihrer Arbeitgeberin, verzweifelt um Hilfe gebeten, doch sie wurde abgewiesen. Wäre alles anders gekommen, wenn Cecilie sie angehört hätte? Diese und viele weitere Fragen muss sich Cecilie stellen, denn der Verdacht, dass ihre Familie in den Fall verwickelt sein könnte, verdichtet sich zunehmend.
Es werden im Laufe der Handlung so manche falsche Fährte gelegt, was die Spannung enorm erhöht. Dass prominente Ehemänner mit einer Nanny fremdgehen, hört man in den Medien des öfteren. In dieser Geschichte wurden mir der Einfluss von Au-pair-Mädchen auf die Dynamik einer Familie im Allgemeinen und die prekären Arbeitsbedingungen asiatischer Migrantinnen im Speziellen bewusst. Inwieweit Privilegierte ihre Macht missbrauchen, um ihre Fehltritte zu vertuschen und ihren Status zu erhalten, ließ mich in diesem sozialkritischen Thriller fassungslos zurück.