Gestrickte Erinnerungen

Ich habe deutliche Fortschritte gemacht, was das Ausmisten alter Sachen betrifft. Trotzdem fällt es mir noch schwer, mich von bestimmten Stücken zu trennen, wenn sie mit schönen Erinnerungen verbunden sind. Mein neuer Trick: Ich hebe nur noch Fotos von platzraubenden Andenken auf.
Während es draußen wieder einmal stürmte, wütete ich mit gleicher Kraft in unserem Keller und stieß auf diesen aparten Strickpullover. Er zählt nicht zu meinen Glanzstücken, erinnert mich aber an die geselligen Nachmittage, die ich mit meinen Schulfreundinnen verbrachte. Eine Kanne Tee aufgesetzt und schon ging‘s los mit dem Geklapper und Geschnatter.
Das Spannendste am Stricken war das Stöbern in den Wollgeschäften. Wie man sieht, hatte ich eine Schwäche für Mohair, das fast in jedem meiner Pullis mal mehr mal weniger vertreten war. Ein ganz individuelles Muster zu entwerfen, war ein höchst kreativer Akt. Meine Familie und Ex-Freunde wurden natürlich großzügig mit meinen Erzeugnissen bedacht. Sobald ich beim letzten Ärmel angelangt war, ließ meine Begeisterung allerdings merklich nach und ich sehnte den Abschluss herbei – nur um ins nächste Wollgeschäft zu rennen und das nächste Projekt in Angriff zu nehmen.