Grenzgänger zwischen Europa und Asien

2014-09-04
München
Grenzgänger zwischen Europa und Asien

Im Anschluss an "Der Farbenmensch Kirchner" besuchte ich an dem Tag, den ich zu meinem Kunstgenuss-Tag erklärt hatte, eine weitere Ausstellung, die noch bis zum 18. September läuft: "Hundertwasser – Hasegawa. Orient & Okzident" im Künstlerhaus München. Sie zeigt eine interessante Gegenüberstellung der beiden Künstler des 20. Jahrhunderts und die gegenseitigen Einflüsse japanischer und europäischer Kultur in der modernen Kunst.

Friedensreich Hundertwasser hielt sich Anfang 1960 in Japan auf, um die Kunst des japanischen Farbholzschnitts zu studieren. Fast zur gleichen Zeit studierte Shoichi Hasegawa europäische Kunst in Paris und entwickelte sich zu einem Meister der Druckgrafik. "My expression lies between Orient and Occident" soll er einmal gesagt haben. Seine Impressionen aus Frankfurt, Córdoba und Tokio haben mir in der Ausstellung besonders gefallen.

Noch eindrucksvoller finde ich aber nach wie vor die Werke von Hundertwasser. Zum ersten Mal sah ich seine japanischen Farbholzschnitte. In einem Film konnte ich außerdem erfahren, warum in seinen Bildern ornamentale Spiralen, Labyrinthen und biomorphe Formen derart dominant sind. "Die gerade Linie ist gottlos und unmoralisch", behauptet der Künstler. Die Spirale dagegen ist für ihn der Beginn des Lebens. Eine besondere Rolle in seinen Werken spielt auch das Element Wasser, das ihn immer wieder anzog – in Form von Regen, Wassertropfen oder Tränen. Bei Regen konnte er anscheinend am besten arbeiten. Wer Wohnungen malt, die an der Unterseite der Wälder hängen und sein Bild auch noch so bezeichnet, muss schon eine außergewöhnliche Fantasie haben. 

 
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