Schleichender Freiheitsverlust

2015-12-19
Oslo
Schleichender Freiheitsverlust

Nach „Borgen“ gibt es nun wieder eine skandinavische Serie, in der politische und journalistische Ambitionen eine zentrale Rolle spielen. „Occupied“ basiert auf einer Idee des Thriller-Autors Jo Nesbo, und zeigt uns ein beängstigendes Zukunftsszenario: Jesper Berg setzt auf das Mineral Thorium, um die norwegische Öl- und Gasförderung einzustellen und den Energiemarkt umzukrempeln. Sein ökologisches Programm stößt auf viel Zuspruch – er wird zum Premierminister gewählt. Kurz darauf wird er jedoch von russischen Spezialeinheiten entführt und gezwungen, seinen Kurs radikal zu ändern. Dabei wird er von dem Journalisten Thomas Eriksen beobachtet, der eine Sensationsstory wittert.

Unter dem Druck Russlands und der EU, die von Norwegens Gas- und Ölproduktion abhängig sind, kündigt Berg überraschend an, dass die Förderung von Öl und Gas wieder auf das ursprüngliche Niveau hochgefahren wird. Die Partei und Bevölkerung fühlen sich verraten. Sie ahnen ja nicht, dass Berg keine andere Wahl hat, wenn er einen Krieg vermeiden will.

Spannend an dieser Serie ist vor allem zu beobachten, welche Auswirkung die schleichende Invasion auf die einzelnen Figuren hat. Die Gastronomin Bente hat kein Problem damit, solange sie durch die spendablen Russen ihr Restaurant vor dem Bankrott retten kann. Ihr Freund Thomas erhofft sich als Journalist einen Karrieresprung, der Bodyguard des Premierministers wird Vertrauter der Russen und steigt zum leitenden Ermittler auf. Bei allen anderen wächst die Angst davor, ihre politischen und gesellschaftlichen Rechte zu verlieren. Eine temporeiche und vielschichtige Serie, die bis letzten Donnerstag auf arte ausgestrahlt wurde.