Kampf gegen Giganten

Es gibt viele reizvolle Berufe, doch Anwalt zählte für mich noch nie dazu. Warum sehe ich mir dann bloß so viele Anwaltsserien an? Und anscheinend bin ich nicht die einzige, denn Produktionen wie „Good Wife“ und „Suits“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Und nun kommt gleich noch eine dazu: „Goliath“, eine Amazon Original Serie von David E. Kelley, der mit Serien wie „Ally McBeal“ und „Boston Legal“ bekannt wurde.
„Goliath“ weicht ein wenig vom üblichen Schema ab, denn in der gesamten ersten Staffel geht es nur um einen einzigen Fall. Und der hat es in sich: Es kommt der Verdacht auf, dass der Technologiekonzern Borns Tech die Schuld am Tod eines Mitarbeiters trägt, der vor zwei Jahren bei einer Explosion im Pazifik ums Leben kam. Für den abgewrackten Anwalt Billy McBride, gespielt von Billy Bob Thornton, ist es die Chance seines Lebens: Zum einen könnte er ein Verbrechen von gigantischem Ausmaß aufdecken – zum anderen gegen die Großkanzlei Cooperman und Partner, die er einst mitgründete und nach einer erfolgreichen Karriere ausgemustert wurde, antreten. Zusammen mit einem kleinen Team aus lauter unprofessionellen Anwältinnen nimmt Billy den Kampf gegen die Giganten auf. Während Schauspieler Billy Bob Thornton in einer Mischung aus Lässigkeit, liebenswürdigem Charme und bissiger Ironie wieder einmal eine schauspielerische Glanzleistung abliefert, überzeugen die übrigen Figuren weniger – nicht einmal William Hurt, der als Bösewicht schon ziemlich krank rüberkommt, aber insgesamt farb- und harmlos bleibt.
Der besondere Reiz an der Geschichte liegt zweifellos daran, dass man als Zuschauer nicht nur gerne sehen möchte, dass die Gerechtigkeit siegt, sondern auch, dass sich mittellose vermeintlich Schwächere gegenüber mächtigen Konzernen behaupten können. Mut, Hartnäckigkeit und clevere Taktiken gegen Arroganz, Selbstüberschätzung und finanzielle Macht – wenn das mal kein spannendes Duell ist. Die letzte Folge ist der Hammer und lässt darauf hoffen, dass es eine Fortsetzung gibt.