Kunst in der Natur

Ein Spaziergang in schönster Natur oder doch lieber ein Museumsbesuch? Wer das Museum Insel Hombroich besucht, kann beides haben! Ich nutzte einen Besuch bei meiner Mutter in Düsseldorf, um einen kleinen Abstecher nach Neuss zu machen und dieses ungewöhnliche Ensemble aus Landschaft, Architektur und Kunst zu erleben.
In den Achtziger Jahren entdeckte der Kunstsammler Karl-Heinrich Müller die Insel Hombroich – den idealen Ort, um seine Vision zu verwirklichen: einen Lebensraum für Tiere, Menschen und Pflanzen zu schaffen – nach dem Motto "Kunst parallel zur Natur". Aus dem verwilderten Park gestaltete der Gartenarchitekt Bernhard Korte eine Park- und Auenlandschaft in einer Balance aus Naturbelassenheit; Bildhauer Erwin Heerich entwarf für das 24 Hektar große Areal zehn begehbare Skulpturen.
Die erste Station beim Rundgang wirft gleich Fragen auf: Man betritt ein würfelförmiges Gebäude, bei dem außen eine Ecke und innen jegliche Exponate fehlen. Was will uns Heerich damit sagen? Da bietet es sich an, an einer Führung teilzunehmen, hinterher eine informative Sendung wie "Museumscheck" in der 3sat Mediathek anzusehen (so wie wir) oder einfach das Objekt auf sich wirken zu lassen. Ich habe mir erklären lassen, dass das Gebäude den Raum zum Thema macht und durch seine Form von innen eine Skulptur, von außen eine Plastik darstellt.
Auf dem Spaziergang kann man die Natur in verschiedensten Formen genießen: mal als englisch anmutenden Landschaftspark, mal wuchernd in seiner vollen Urwüchsigkeit, dann wieder als Blumenmeer in schillernden Farben bevölkert von Bienen und Schmetterlingen. Gespannt wartet man darauf, auf welche Skulptur oder Kunstinstallation man als nächstes stößt. Das Zwölf-Räume-Haus zum Beispiel überrascht durch eine zusammenhanglose Mischung aus archäologischen Figuren, Mobiles von Alexander Calder und Bildern von Yves Klein. Auch im "Labyrinth", wo Figuren aus dem Khmer-Reich auf Bilder von Hans Arp, Lovis Corinth und Kurt Schwitters treffen, liegt die Kunst auch in ihrem Arrangement. Dass zu den einzelnen Werken jegliche Erkärungen fehlen, ist gewöhnungsbedürftig, doch andererseits tut es gut, sich einfach treiben zu lassen und die gelungene Kombination von Kunst und Natur einfach auf sich wirken zu lassen.