Intrigante Hoteldynastie

Geschichten, die in Luxushotels spielen, haben einen ganz besonderen Reiz. Vielleicht liegt es daran, dass verschiedene Welten aufeinander prallen und Konflikte vorprogrammiert sind: Die Hoteldirektion, die sich ständig neue Strategien überlegen muss, um den Betrieb am Laufen zu halten, das Personal, das sich ihren Vorstellungen beugen muss und die illustren Gäste, die möglichst nichts von alldem mitkriegen sollten, was sich hinter den Kulissen abspielt.
Nicht anders ist es in der spanischen Netflix-Serie „Grand Hotel“, die im Jahr 1905 im Norden Spaniens spielt. Allerdings kommt hier noch eine kriminalistische Komponente hinzu: Die Handlung kommt nämlich erst ins Rollen, als das Zimmermädchen Christina auf mysteriöse Weise verschwindet. Ihr besorgter Bruder Julio Olmedo reist an und lässt sich als Kellner einstellen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Als eine Frauenleiche entdeckt wird, ruft das den Kommissar Ayala und seinen Assistenten auf den Plan. In der Zwischenzeit spinnt die Familie Alarcón Intrigen was das Zeug hält.
Erstaunlich ist das rasante Erzähltempo dieser Serie. Man könnte meinen, die Figuren wollen sich gegenseitig darin übertreffen, wer in größeren Schwierigkeiten steckt. Das lässt auch den abgebrühtesten Zuschauer nicht kalt und verzeiht manch vorhersehbare Szene oder soapartige Dialoge. Die Ermittlungen von Ayala und Hernando haben etwas herrlich Altmodisches und erinnern mal an Sherlock Holmes und Watson, mal an Agatha Christie Filme. Es gibt noch weitere literarische Anspielungen, zum Beispiel auf Madame Bovary.
Die Serie wäre nur halb so sehenswert, wären da nicht die opulenten Bilder. Gedreht wurde im Palazzo de la Magdalena, einer Sommerresidenz in Santander, die 1908 für die königliche Familie gebaut wurde. Die glanzvoll dekorierten Säle, die lauschigen Plätze im weitläufigen Garten und das Gebäck, das ständig gereicht wird, machen schon Lust, sich selbst einmal in dem Hotel verwöhnen zu lassen. Auch das Schauspieler-Ensemble überzeugt – besonders Adriana Ozores in der Rolle der knallharten Matriarchin Doña Teresa Alarcón, die nie um den heißen Brei redet und durch die beharrlichen Nachforschungen ihrer Tochter Alicia und Julio zunehmend in Bedrängnis gerät.