Diese Lektüre macht glücklich

Mal ehrlich: „Warum Lesen glücklich macht“, muss uns Leseratten doch keiner erklären. Trotzdem konnte ich nicht umhin, mir das schon etwas ältere Buch von Stefan Bollmann zuzulegen und mir seine Gründe zu Gemüte zu führen. Manchmal möchte man ja einfach nur in seinen Ansichten und Erfahrungen bestätigt werden. Und so war es dann auch.
Der Autor erläutert nicht nur, worin der Reiz von Büchern besteht, sondern auch, was sie leisten und welchen Einfluss sie auf unser Leben haben können. Als Leser empfinden wir Geschichten wohl deshalb so spannend, weil sie die Welt interpretieren und die Möglichkeit bieten, uns darin wieder zu erkennen. Für den begeisterten Leser und Schriftsteller Thoreau zum Beispiel waren Bücher nicht bloße Unterhaltung, sondern Mittel zur Selbsterkenntnis. Sie zeigen auf, was alles möglich wäre, und öffnen uns die Augen in einer viel größeren Dimension als Eltern, Freunde oder der Schulunterricht in der Lage wären.
So bezeichnet Stefan Bollmann den Moment, in dem man erkennt, dass die Gestaltung der Zukunft in der eigenen Hand liegt, als „gefährlichen Augenblick“. Der Schriftsteller Graham Greene erlebte solch einen Moment bei der Lektüre von „The Viper of Milan“ von Marjorie Bowen. Von da an wusste er genau, dass er selbst schreiben wollte. Andere schöpfen aus Büchern Kraft für Neuanfänge oder erleben Momente der Selbstvergessenheit.
In jedem Fall können Leser durch Romane in verschiedenste Rollen schlüpfen und ihren eigenen Gefühls- und Erlebnishorizont erweitern. Stefan Bollmann erklärt uns außerdem, was Leser mit Jägern und Sammlern gemein haben und ergänzt seine Ausführungen mit interessanten Bildern, zum Beispiel von Manuskriptseiten aus Marcel Prousts Roman „A la Recherche du temps perdu“ und seinen amerikanischen Reisetagebüchern. Auch die Lektüre von „Warum Lesen glücklich macht“ macht glücklich.