Abgründe einer Ehe

2018-02-20
Maine
Abgründe einer Ehe

Ein frisch vermähltes junges Paar in einer überschwänglichen Liebesszene am Strand in Maine. Die Eingangsszene des Romans "Licht und Zorn" lässt Unheilvolles vermuten, zumal die Autorin bereits kleine Risse in dieser vermeintlich perfekten Idylle andeutet. So ist man im ersten Teil, der aus der Sicht des Ehemannes und Sunnyboys Lancelot, genannt Lotto, geschildert wird, ständig in einer Habachtstellung. Wann wird die dunkle Seite der schönen, aber stillen und mysteriösen Ehefrau Mathildes ans Licht kommen? Wird die Hals über Kopf geschlossene Ehe in die Brüche gehen?

Die ganz Zeit wundert man sich, was Mathilde eigentlich so treibt, während Lotto zunächst vergeblich auf eine gute Rolle wartet und vom erfolglosen Schauspieler allmählich zum gefragten Dramaturg avanciert. Dass Mathilde diejenige ist, die im Hintergrund die Fäden zieht und ihrem Ehemann den Rücken frei hält, erfahren wir erst im zweiten Teil mit dem Titel Zorn.

Lauren Groff erzählt scharfsinnig und ironisch von einer eher abschreckenden Ehe aus zwei Perspektiven. Bemerkenswert dabei ist, dass Mathilde keineswegs mit ihrem narzisstischen Ehemann abrechnet, denn sie hat sich nicht ausnutzen lassen, wie man meinen könnte, sondern selbst ihren Mann manipuliert. Auch wenn die Konstruktion und die unterschiedliche Erzählart der zwei Teile ungewöhnlich ist, wollte bei mir bis zum Schluss der Funke nicht überspringen. Die Art und Weise, wie die Autorin die Abgründe dieser komplexen Ehe entlarvt, war für mich auf die Dauer zu deprimierend.

 
Schreiben