Konfliktreicher Familienurlaub

Urlaub bedeutet für die einen Erlebnis und Abenteuer, für die anderen Rückzug und Erholung. In dem Roman „So also endet die Welt“ von Philip Teir scheint der zehnwöchige Sommerurlaub der Familie Holmberg an der finnischen Westküste eher eine Flucht aus ihrem Leben zu sein.
Vater Erik, IT-Experte in einem Warenhaus, wurde kurz vor der Abreise entlassen, verschweigt es aber seiner Frau Julia und versucht, durch Unternehmungen mit den Kindern, später durch Alkohol, auf andere Gedanken zu kommen. Julia zieht sich zurück, um ihren zweiten Roman zu schreiben, verbringt jedoch mehr Zeit damit, ihr Leben und ihre Ehe zu hinterfragen.
In dieser seelisch labilen Lage ist es nicht verwunderlich, dass sie sehr empfänglich sind für neue Impulse. Durch die unerwartete Begegnung mit Julias einstiger Jugendfreundin Marika und ihrem Mann und Umweltaktivisten Chris oder mit Eriks Bruder Anders, der sie spontan besucht, lernt das Paar völlig andere Lebensformen kennen. Sehr spannend inszeniert der finnische Autor, wie der Personenkreis und damit auch die zwischenmenschlichen Spannungen immer mehr zunehmen.
Philip Teir räumt jeder einzelnen Figur, Erwachsenen wie Kindern, viel Raum ein, um ihr Seelenleben offenzulegen. Jeder scheint auf der Suche nach echten Gefühlen und einem passenden Lebenskonzept zu sein. Viele Metaphern und Symbole deuten darauf hin, dass der kleine Mikrokosmos für eine ganze Gesellschaft steht, die subtil seziert wird. Der Sogwirkung dieses Romans kann man sich nur schwer entziehen.