Plakativ und geheimnisvoll

Bevor ich eine aktuelle Kunstausstellung besuche, google ich meistens den Künstler oder die Ausstellung, und zwar gezielt in "Bilder". So bekomme ich gleich einen Überblick, was mich in etwa erwartet und kann Enttäuschungen vorbeugen. Der Name Alex Katz zum Beispiel sagte mir zunächst nichts. Daher barg der Besuch seiner Retrospektive im Museum Brandhorst ein gewisses Risiko. Bei meiner Vorrecherche konnte ich mich jedoch schnell überzeugen, dass mir sein Stil sehr gut gefiel und ich einige Bilder wie "The Black Dress" sogar kannte.
An jenem Sonntag Nachmittag passte einfach alles: Ich hatte ein ideales Zeitfenster gefunden, um einen Museumsbesuch einzuschieben, fand einen Parkplatz ganz in der Nähe und stellte erfreut fest, dass der Eintritt sonntags nur ein Euro kostete. Interessiert war ich vor allem an seinen ikonischen Frauenporträts, die zeigen, warum Katz als einer der wichtigsten Vorläufer der Pop Art gilt. Sein Gemälde "January 4", das seine Frau Ada mit einer Mütze in knalligem Lila in einem winterlichen Wald zeigt, hat es mir besonders angetan. Zu dieser Spaziergängerin mit selbstbewusstem Blick und stilvollem Outfit fühlte ich auf Anhieb eine enge Verbindung, so als würde ich mich in ihr wiedererkennen oder wiedererkennen wollen.
Katz' Œuvre von den 1950er Jahren bis heute enthält nicht nur Porträts von Freunden, Familien und Szenen des geselligen Miteinanders, sondern auch impressionistische Landschaftsdarstellungen. So kann man beim Rundgang mal in die Natur, mal in das soziale und künstlerische Milieu New Yorks eintauchen. Die vielseitigen Motive hat der Maler sowohl klein- als auch großformatig auf die Leinwand gebannt. Die Ausstellung, die noch bis 22. April läuft, kann ich Euch wärmstens empfehlen.