Everything is alive

2019-10-16
Brooklyn
Everything is alive

Machen wir uns im Alltag Gedanken, was unsere Kaffeetasse, unser Schreibtisch oder unser Handtuch denkt und fühlt? Sicher nicht. Das könnte aber durchaus interessant sein, wie der Podcast "Everything is alive" zeigt. In jeder Folge wird ein Gegenstand interviewt, zum Beispiel ein Stethoskop, ein Baseball Cap oder ein Gemälde.

Eine Zeitung namens Jennifer - genauer gesagt eine Canberra Times Ausgabe vom 24. Oktober 1988 - erinnert sich zum Beispiel, wie sie von ihrem Käufer zunächst als Regenschutz verwendet, dann unter den Arm geklemmt, schließlich gelesen wurde und auf dem Dachboden landete. Der Interviewer will wissen, welche großen Neuigkeiten und Stories sie enthielt und so entfaltet sich ein interessanter Dialog, der uns in die damalige Zeit versetzt.

In einer anderen Folge schimpft ein U-Bahn-Sitz über seinen arroganten Kollegen schräg gegenüber und wundert sich, warum so häufig Handies und Schmuck, insbesondere Eheringe, vergessen werden.

Sehr berührt hat mich, was im Kopf eines Aufzugs so vorgeht. Wie oft muss er sich langweiligen Smalltalk anhören und hoffen, dass er nicht steckenbleibt. Der Interviewer fragt neugierig, ob sich der Aufzug jemals gewünscht hätte, dass ein Fahrgast ihn nicht verlässt, was tatsächlich einmal vorkam. Er reagiert ganz begeistert, als er die einmalige Chance erhält, sowohl einen Blick in die Außenwelt als auch auf das Treppenhaus zu werfen, von dem er schon so viel gehört hat.

Autor und Produzent des Podcasts ist Ian Chillag, der in Brooklyn lebt. Das Konzept finde ich sehr originell, weil man man den Alltag aus einer ganz ungewöhnlichen Perspektive erlebt. Die Gespräche regen auch dazu an, jedem Gegenstand mehr Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegenzubringen, ganz gleich, ob und welchen Nutzen er uns bietet.

 
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