Arbeitsloser Volksheld

Schwer vermittelbar. So würde man wohl einen Mann wie Alain Delambre in der Serie „Dérapages – Kontrollverlust“ nennen. 57 Jahre alt, seit sechs Jahren vergeblich auf Jobsuche. Da ist man soweit, dass man aus lauter Verzweiflung nahezu jeden Job annehmen würde – sogar den eines Personalmanagers, der eine Geiselnahme inszeniert, um die psychologische Belastbarkeit der Kandidaten zu testen. Genau so eine Stelle bietet ihm der Luftfahrtkonzern Exxya an. Die Geiselnahme läuft allerdings nicht ganz so ab wie erwartet, und damit nimmt die Handlung so richtig Fahrt auf.
Sehenswert finde ich diese Netflix-Serie aus zwei Gründen: Zum einen ist die Story nicht nur ausgefallen, sondern übt auch viel Gesellschaftskritik und wirkt in vielen Szenen wie aus dem Leben gegriffen. Zum anderen verkörpert Alain eine sehr zwiespältige und doch beeindruckende Figur. Er ist ein Choleriker, der schnell mal die Fäuste schwingen lässt, seinen Frust an seiner Familie auslässt und sie unter dem Vorwand, sie beschützen zu wollen, emotional und finanziell ausbeutet. Damit ist er definitiv kein Sympathieträger, doch wie er seine mächtigen Widersacher immer wieder austrickst, ist ganz schön clever. Diese Serie sticht auf jeden Fall aus der Masse deutlich heraus und ist eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Netflix und arte.