Märchen für die Welt

2021-01-16
Kopenhagen
Märchen für die Welt

Hans Christian Andersen ist wohl eines der besten Beispiele dafür, dass Reisen zu den schönsten Geschichten inspirieren können. Mit 14 Jahren zog er von Odensee, wo er in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, nach Kopenhagen. Getrieben von seiner Entdeckerlust unternahm der dänische Dichter knapp 30 Auslandsreisen durch Europa bis nach Nordafrika und traf berühmte Zeitgenossen wie Charles Dickens, Heinrich Heine oder Honoré de Balzac. Unterwegs war er zu Fuß, mit der Postkutsche oder auf dem Boot und setzte seine Eindrücke in seinen Novellen, Märchen und Gedichten um. 

In dem Porträt „Märchen für die Welt“, das bis 17.4. in der arte Mediathek zu sehen ist, erfährt man, dass Andersen auf seinen Reisen seine Ängste, die ihn im Alltag quälten, völlig vergaß und sich wagemutig den Abenteuern hingab. Ein ständiger Reisebegleiter war eine 24 Zentimeter lange Schere. Andersen verpackte seine Geschichten nämlich nicht nur in Worte, sondern auch in wunderschöne Scherenschnitte. Die meisten verschenkte er, doch an die 400 Stück kann man im Hans Christian Andersen Museum in Odense bestaunen.

Als Kind hat mich vor allem „Die Schneekönigin“ fasziniert. „Der Zinnsoldat“ oder „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ sind mir im Gegensatz zu den Volksmärchen der Brüder Grimm als tieftraurige Geschichten in Erinnerung geblieben. Erstaunlich ist, wie sehr er sich in Frauen hineinversetzen konnte wie beispielsweise die tragische Figur der Meerjungfrau. Bevor Andersen seine Geschichten veröffentlichte, las er sie den Kindern in seinem Familien- und Bekanntenkreis vor, um ihre Reaktionen zu testen. Obwohl er ein sehr geselliger Mensch war und selten sein Abendessen allein zu sich nahm, ist er bis zu seinem Tod ein Einzelgänger geblieben.

 
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