Kammerspiel mit Gänsehautfaktor

Erinnert Ihr Euch an die Sitcom „Die Nanny“ aus den Neunziger Jahren? Mit dem quirligen und extravaganten Kindermädchen Francine hat Leanne aus der Apple TV+ Serie „Servant“ herzlich wenig gemein. Sie ist jung, ernst, schüchtern, streng gläubig und tritt eines Tages bei dem Ehepaar Sean und Dorothy, die in einer schicken Wohnung in Philadelphia leben, ihre Stelle als Nanny an.
So weit so gut, doch Leanne soll nicht etwa auf ein Kind aufpassen, sondern auf eine lebensechte Puppe, die dem Paar dabei helfen soll, seine Trauer über sein verstorbenes Baby zu verarbeiten. Damit nicht genug. Sie scheint sich darüber gar nicht zu wundern und macht das Spiel mit größter Hingabe mit.
Ich möchte nicht zu viel verraten, doch dieser kleine Einblick sollte genügen, um Euch ein Gefühl dafür zu geben, wie unheimlich, schräg und übersinnlich es in dieser Geschichte zugeht. Die Rolle, die Leanne in dem Ganzen spielt, wird immer mehr zum Rätsel. Ist sie wirklich so harmlos wie sie tut oder führt sie etwas im Schilde? Spannend ist auch, wie sich die Dynamik zwischen Sean, Dorothy, ihrem Bruder Julian und Lilian verschiebt und sich neue kleine Bündnisse bilden.
Wer sich für Haute Cuisine interessiert, kann Sean über die Schulter schauen. Die Szenen, in denen der experimentierfreudige Koch diverse Meeresfrüchte verarbeitet sind ästhetisch und ekelerregend zugleich. Der künstlerische Mix aus Ästhetik und Schockmomenten, begleitet von einer Musik, bei der sich einem die Nackenhaare aufstellen, zieht sich durch die gesamte Serie von M. Night Shyamalan, der unter anderem „The Sixth Sense“ und „Wayward Pines“ gedreht hat.