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Stories & Design

Hoffnung auf einen Neuanfang

2021-07-24
New York
Hoffnung auf einen Neuanfang

Patricia Highsmith war mir bisher nur als Krimiautorin bekannt. Umso neugieriger war ich auf ihren jüngst erschienenen Band „Ladies. Frühe Stories“, der 16 Kurzgeschichten umfasst.

Der Titel ist etwas irreführend, denn in manchen Geschichten stehen männliche Figuren im Vordergrund – zum Beispiel Aaron Bentley in „Die Morgen des ewigen Nichts“. Er hat seinen Job als Taxifahrer in New York an den Nagel gehängt und macht für eine Weile in der Kleinstadt Clement halt. Seine ersten Eindrücke und das Gefühl von Freiheit und Neuanfang werden so empathisch und nuanciert beschrieben, dass ich mich sofort in die Figur hineinversetzen konnte. 

Ähnlich ging es mir auch in der Erzählung „Die stille Mitte der Welt“. Mrs. Robertson sitzt in New York auf einer Parkbank und beobachtet, wie sich ihr dreijähriger Sohn Philip mit einem fremden Kind anfreundet. Dessen Mutter ist ihr äußerst suspekt, besonders als sich ein Mann zu ihr gesellt, der offensichtlich ihr Geliebter ist. Sehr subtil beschreibt Patricia Highsmith Mrs. Robertsons wachsendes Misstrauen und ihre Gefühle, die zwischen Neid und Abscheu schwanken. 

Patricia Highsmith ist eine scharfe Beobachterin und löst mit ihren Erzählungen Unbehagen und Beklemmung aus. Ihre Figuren hegen oft großes Misstrauen und sehnen sich danach, aus ihrem Umfeld auszubrechen. Manchen gelingt ein Neuanfang, der jedoch oftmals neue Enttäuschungen bereithält.