Kontakte zum Jenseits

Schauplatz des Romans von Laura Ima Messina ist eine „Telefonzelle am Ende der Welt“, genauer gesagt am Hang des Kujirayama in Ôtsuchi an der Küste Nordostjapans. Hauptfigur Yui erfährt erstmals von einem Windtelefon, das tatsächlich existiert, in ihrer eigenen Radiosendung. Seit dem Tsunami im März 2011 reisen Trauernde dorthin, um mit ihren verstorbenen oder vermissten Angehörigen zu sprechen.
Yui, die ihre Mutter und ihre Tochter beim Tsunami verloren hat, sucht eines Tages diesen Pilgerort auf und lernt den Arzt Takeshi kennen, der um seine verstorbene Frau trauert. Von nun an fahren sie gemeinsam einmal im Monat von Tokio nach Ôtsuchi und kommen sich während der langen Autofahrt näher.
Wir bekommen nicht nur Einblick in die tragische Geschichte der beiden Figuren, sondern auch in das Schicksal anderer Hinterbliebenen, die jeder auf seine Weise versuchen, über ihren Verlust hinwegzukommen. Originell fand ich die Einschübe zwischen den Kapiteln, in denen die Autorin bestimmte Details hervorhebt statt sie in die Geschichte einzubetten, zum Beispiel Erinnerungen an ein bestimmtes Gespräch, an die Kleidung oder Gewohnheiten des Verstorbenen.
Trotz aller Tragik strahlt die Erzählweise eine Leichtigkeit, Sanftheit, aber auch Verletzlichkeit aus. Man merkt, dass die Schriftstellerin schon lange in Japan lebt. Sie verwendet viele japanische Ausdrücke und beschreibt die Alltagskultur und typische Bräuche wie die Verehrung der Ahnen vor einem kleinen Hausaltar. Der Schmerz wird bei Yui und Takeshi nicht verschwinden, doch sie lernen nach und nach die Erinnerungen mit schönen Augenblicken in der Gegenwart zu verbinden, in der sie geliebt und gebraucht werden.