Abenteuerliche Identitätssuche

Der Roman „Frey“ von Roland Freisitzer beginnt zunächst wie ein Ehedrama. Es gibt einen heftigen Streit zwischen dem titelgebenden Protagonisten Daniel Frey und seiner Frau – und das wegen ihrer Fernsehbesessenheit. Doch offenbar steckt mehr dahinter. Als Daniel das Weite sucht, spontan in einen Flieger nach Tokio steigt und seinen Sitznachbarn Daniel Bernhaugen näher kennenlernt, nimmt die Geschichte einen völlig unerwarteten Lauf.
Ich kann kaum die weitere Handlung wiedergeben ohne zu spoilern. Nur so viel sei verraten: Einer von den beiden überlebt einen Flugzeugabsturz, leidet unter Gedächtnisverlust und erlebt haarsträubende Abenteuer in Nagasaki.
Ich habe ja schon so manchen Genremix erlebt, doch Roland Freisitzer treibt es wahrlich auf die Spitze. Die Geschichte gleitet munter durch verschiedenste Gattungen – von Drama, Thriller über Gangster- und Actionkomödie bis hin zu Mystery. Dass der Autor dabei sichtlich Spaß hat, ist auf jeder Seite zu spüren. Er spielt nicht nur mit den Genres, sondern auch mit Illusion und Wirklichkeit. Ich rechnete damit, dass der Protagonist in jedem Augenblick aus einem verrückten Traum erwachen wird, und staunte über die fundierten Japankenntnisse des Autors, sei es auf kulinarischem, literarischem oder kulturgeschichtlichem Gebiet. Er schreibt flüssig und humorvoll – Kaum zu glauben, dass dies sein Debütroman ist.
Eine Rettungsaktion zog sich für meinen Geschmack etwas in die Länge. Davon abgesehen hat mich die Lektüre sehr unterhalten. Vor allem dreht sich die Geschichte um einen Gedanken, der auch mich fasziniert: Was wäre, wenn man aus seinem Alltag ausbrechen und das Drehbuch für sein eigenes Leben schreiben könnte?