Luxusresort vor einer Zerreißprobe

Verlockender könnte ein Urlaubsort kaum sein: Ein Luxusresort vom Feinsten, traumhafte Strände und Sonnenuntergänge wie aus dem Bilderbuch. Abschreckend sind lediglich die Gäste, die sich in „The White Lotus“, dem titelgebenden Resort auf Hawaii und Schauplatz einer bissigen Gesellschaftssatire einquartiert haben.
Da ist eine Familie, bei der man nicht weiß, wen man mehr bemitleiden soll: den unbeholfenen Teenager-Sohn, der von seiner Schwester schikaniert wird, oder den Vater, der alles Erdenkliche tut, um sich in der Familie Respekt zu verschaffen. Kaum sympathischer ist der reiche Shane, der den Resort-Manager regelrecht zu einem Zweikampf herausfordert, weil er seine gebuchte Hochzeitssuite nicht bekommen hat, und seiner Frau die Flitterwochen verdirbt. Kein Wunder, dass bei den überzogenen Wünschen und absurdem Verhalten der Touristen dem anfangs noch bemühten Personal langsam, aber sicher der Kragen platzt.
Anfangs fand ich das Ensemble in dieser sechsteiligen Miniserie sehr befremdlich, doch je mehr ich mich auf die bröckelnde Idylle einließ, desto mehr nahm sie mich gefangen. Die Dialoge sind an Zynismus und Sarkasmus kaum zu überbieten und stehen in einem derart krassen Kontrast zu den paradiesischen Landschaftsbildern und den exotischen Klängen, dass man fast das Gefühl hat, die Natur mache sich lustig über unsere Spezies.