Literarisches Meisterwerk

"Mein Leben begann wie ein Kriminalschmöker: Man wollte mich ermorden."
Dieser gelungene Romananfang hätte es beinahe auf die Liste meiner besonderen ersten Sätze geschafft. Und ich kann versichern, dass auf den folgenden 800 Seiten des Romans "Verlockung" von Jánis Székely diese wunderbare Mischung aus Komik und Dramatik bis zum Schluss anhält. Nur schwer lässt sich das Buch aus der Hand legen.
Worum geht es? Ein aufgeweckter und wissbegieriger Bauernjunge namens Béla will der dörflichen Armut entfliehen und versucht sein Glück in Budapest. Er nimmt eine Stellung als Page in einem Luxushotel an, um sich und seine Mutter finanziell über Wasser zu halten. Sein Leben ist ein einziger Kampf, in der harten Welt zu bestehen, während für die reichen Hotelgäste Prunk und Verschwendung an der Tagesordnung stehen.
Ich habe selten eine Geschichte gelesen, die sprachlich so kraftvoll und leidenschaftlich niedergeschrieben wurde – vielleicht weil sie autobiografische Züge trägt. Der unglaubliche Kontrast zwischen der armen Bevölkerung und der reichen Gesellschaft, aber auch Bélas persönliche Ideale und sein Lebenstraum, Dichter zu sein, gingen mir sehr nahe.