Laienrichterin in einer Sinnkrise

Die japanische Miniserie „Das Haus am Hang“ hat mich gleich in mehrfacher Weise aufgewühlt. Im Mittelpunkt steht die junge Hausfrau Risako Yamasaki, die offenbar ein glückliches Leben mit ihrem Ehemann und ihrer dreijährigen Tochter führt. Die Fassade beginnt jedoch zu bröckeln, als sie in einem Prozess zur Ersatz-Laienrichterin berufen wird.
Verhandelt wird ein Fall, in dem eine junge Frau wegen Kindsmord angeklagt wird. Je mehr Risako mit dem Schicksal der Angeklagten konfrontiert wird, desto mehr gerät ihr eigenes Leben und ihre Einstellung zur Mutterschaft aus den Fugen – und das aus gutem Grund. Auch die übrigen Laien- und Berufsrichterinnen haben ihr Päckchen zu tragen und müssen sich täglich auf unterschiedliche Weise der Balance zwischen Mutterschaft, Partnerschaft, Beruf und den Erwartungen in der patriarchalischen Gesellschaft stellen.
Dass es dabei kein Richtig oder Falsch und keine Patentrezepte gibt, sondern vielmehr darauf ankommt, Verständnis für die jeweilige Lebenslage aufzubringen und aufeinander zuzugehen, wird mit viel psychologischem Feingefühl vermittelt. Das sechsteilige Drama entstand nach einem Roman der Schriftstellerin Mitsuyo Kakuta und ist bis September 2022 in der arte Mediathek im Original mit Untertiteln zu sehen.