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Die Kunst, in Würde zu altern

2022-01-23
London
Die Kunst, in Würde zu altern

In dem Roman „Mrs. Palfrey at the Claremont“ fragt man sich, ob man im Alter lieber allein oder in einer illustren Hotelgesellschaft leben möchte, die sich mit Klatsch und Tratsch die Zeit vertreibt. Im titelgebenden Hotel trifft Laura Palfrey unter anderem auf Mrs. Arbuthnot, die unter Arthritis leidet, Mr. Osmond, der ständig Briefe an die Daily Telegraph schreibt und Mrs. Burton, die Langeweile in Alkohol ertränkt.

Seit ihrem Einzug fühlt sich Mrs. Palfrey ständig beobachtet und zunehmenden Druck, als alternde Witwe ihren einstigen gesellschaftlichen Status zu wahren. Dies führt soweit, dass sie den jungen Schriftsteller Ludo, der ihr bei einem Sturz behilflich ist, als ihren Enkel ausgibt, weil sich ihr echter Enkel nicht blicken lässt – eigentlich eine Win-Win-Situation, denn für Ludo und seinen aktuellen Roman ist die Witwe das ideale Studienobjekt. 

Der Ton der Geschichte ist mal heiter – zum Beispiel wenn Mrs. Palfrey sich wie eine verliebte Teenagerin benimmt, was mich zum Schmunzeln brachte – mal traurig-melancholisch. Elizabeth Taylor spürt sehr präzise die Befindlichkeiten von Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt auf und zeigt durch einen Perspektivenwechsel, dass auch junge Menschen wie Ludo unter schwierigen familiären Verhältnissen und der Einsamkeit leiden.