Anleitungen zum Schreiben und Leben

„Bird by Bird“ von Anne Lamott stand schon sehr lange auf meiner Leseliste. Als ich kürzlich ihren TED-Talk „12 truths I learned from life and writing“ sah, war es soweit: Ich bestellte das Buch und las es in einem Rutsch durch. Danach fühlte ich mich so, als hätte ich einen sehr inspirierenden Schreib-Workshop besucht und verstand, warum so oft aus ihrem Buch zitiert wird.
Es beginnt mit einer sehr persönlichen Geschichte: Anne Lamott erzählt von ihrem Vater, der als Schriftsteller ihr Vorbild und Mentor war. Als er an Krebs erkrankte, schrieb sie einen Roman darüber, wie ihre Familie mit der Situation umging.
Neben ihren persönlichen Schreiberfahrungen vermittelt sie konkrete Tipps, wie man mentale Blockaden überwinden kann, zum Beispiel indem man mit kleinen Häppchen wie Szenenbeschreibungen anfängt. Den Vergleich mit Polaroids fand ich sehr treffend: Erst beim Schreiben kommen nach und nach Details zum Vorschein, die man vorher nicht auf dem Radar hatte und die die Geschichte in eine interessante Richtung lenken können. Statt nach Perfektion zu streben, ermuntert sie uns, „Shitty drafts“ zu schreiben, die man später überarbeiten kann.
Im Mittelteil gibt sie handwerkliche Tipps zu Figuren, Dialogen, Handlung. Am besten hat mir jedoch gefallen, wie offen sie von ihren eigenen schriftstellerischen Erfahrungen berichtet und Manuskripte immer wieder umschrieb. Wer glaubt, dass die langersehnte Veröffentlichung seines Romans zur Glückseligkeit führt, wird hier eines Besseren belehrt. Weitaus glücklicher können sich jene schätzen, die aus reiner Freude am Schreiben schreiben.