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Die zu kurze Nacht der Musik

2022-05-08
München
Die zu kurze Nacht der Musik

Zu meiner großen Freude fand ich vor einer Woche genau das richtige Abendprogramm für meine Mutter, die aus Düsseldorf angereist ist, um einige Tage rund um den Muttertag in München zu verbringen: Die lange Nacht der Musik gestern Abend durfte sie sich als großer Klassik- und Opernfan nicht entgehen lassen.

Eine Tour zu planen gehört eigentlich zu meinen Stärken, doch die Musiknacht stellte mich vor eine Herausforderung ungeahnten Ausmaßes! Obwohl ich minutiös einen Zeitplan erstellt hatte, verlief der Abend etwas anders als geplant.

Los ging‘s um 20 Uhr im Bayerischen Innenministerium, wo der Tenor Manuel Ried und sein Pianist Stéphane Bölingen Lieder zur „Nachtschwärmerei“ zum Besten gaben. Mich interessierte das fachmännische Urteil meiner Mutter, die nicht hundertprozentig von seiner Stimme überzeugt war, doch ein großes Potenzial in ihm erkannte.

Nach zwei Stücken marschierten wir weiter zur Theatinerkirche, ließen uns vom Lichtspiel verzaubern und lauschten der Barockmusik von Monteverdi mit Chor und Orchester. Dort wären wir gern noch länger geblieben, doch die nächsten Programmpunkte warteten bereits. Der Shuttlebus Nr. 92 fuhr uns zur Musikhochschule mit perfektem Timing: Wir kamen gerade rechtzeitig zu einer wunderschönen Violinsonate von Edvard Grieg und einem Klavierkonzert von Rachmaninoff, für mich definitiv das Highlight des Abends!

In extremem Kontrast dazu standen die Elektro Beats in der Isarphilharmonie – nicht (mehr) ganz unser Geschmack, doch in erster Linie wollte ich ja meiner Mutter den Neubau zeigen. Ab da kam unser Zeitplan arg ins Wanken. Ich hatte völlig unterschätzt, wieviel Zeit der Shuttlebus braucht, um die 15 Stationen abzufahren. So haben wir im Gärtnerplatztheater leider die „Zweite kleine Nachtmusik“ verpasst, ebenso das Konzert mit den Nachwuchsstars im Nationaltheater um 23:30 Uhr. Zu gern hätte ich auch den Chor im Müllerschen Volksbad erlebt. Andererseits bin ich normalerweise um die Zeit längst im Tiefschlaf und kann froh sein, dass ich so lange durchgehalten habe. 

Eines ist klar: Man muss sich bei der langen Nacht der Musik entscheiden, ob man sich auf zwei, maximal drei Locations beschränkt und dem Musikgenuss den Vorrang gibt oder das umfangreiche Angebot so weit es geht nutzt, überall ein wenig hineinschnuppert und die besondere Atmosphäre in der Stadt genießt. Wir haben uns eindeutig für Letzteres entschieden und hatten einen abwechslungsreichen Abend mit tollen musikalischen und visuellen Eindrücken.

 
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