Wenn der Schein trügt

Jodi Picoult ist in meinen Augen eine mutige und außergewöhnliche Autorin, die sich gerne polarisierenden Themen widmet. Kein Gebiet ist ihr zu heikel – sei es Organspende, Homosexualität, häusliche Gewalt oder gesellschaftliche Minderheiten.
Entdeckt habe ich sie durch den Roman "19 Minutes", der ziemlich unter die Haut ging: Ein Amokläufer ermordet zehn Schüler und Schülerinnen und wird vor Gericht gestellt. Dabei ergreift die Autorin keineswegs Partei für eine Seite. Sie schildert die Fälle aus verschiedenen Perspektiven und versucht, auch die möglichen Beweggründe des Täters begreiflich zu machen.
Ein nicht ganz typischer Picoult, der mir dennoch sehr gut gefallen hat, war "Picture Perfect". Die Autorin führt uns diesmal in die Welt der Indianer und macht uns mit William Flying Horse bekannt, einem Polizisten, der seine indianische Vergangenheit vergessen möchte. Er lernt die Anthropologin Cassie kennen, die mitten auf einem Friedhof aufwacht und sich an nichts mehr erinnern kann. Nach und nach kommt zutage, dass sie mit einem begehrten Hollywood-Schauspieler verheiratet ist und als erfolgreiche Anthropologin arbeitet. Doch die Idylle trügt und sie führt alles andere als ein Bilderbuchleben.
Jodi Picoult hat einen wunderbaren Schreibstil und versteht es, in ihren Geschichten Verflechtungen von Personen und Ereignissen so authentisch und ergreifend zu schildern, dass man bei ihren Büchern wirklich von einem "Pageturner" sprechen kann.