9 Jahre – 535 Orte

Drei Jahre in Folge haben wir keine Reise unternommen – das wäre früher unvorstellbar für uns gewesen. Doch erstaunlicherweise bedaure ich es nicht großartig. Klar wurde ich neidisch, wenn mir Freunde und Kollegen ihre Urlaubsfotos von der philippinischen Insel Mactan oder von schwimmenden Riesenschildkröten zeigten. Doch der Krieg in der Ukraine und die Unsicherheit, wie es mit der Corona-Pandemie weiter geht, dämpfte unsere Reiselust.
Dank vieler spannender Bücher, Serien und Filme bin ich trotzdem viel rumgekommen. Heute feiert YukBook 9-jähriges Jubiläum, und es sind 40 neue Orte dazugekommen. Anfang des Jahres begleitete ich Maria Montessori, die in Rom das erste Kinderhaus gründete, auf ihren Ausbildungslehrgängen quer durch die Welt. Die Biografie über Selma Lagerlöf las sich wie eine Reise quer durch ihr Heimatland. Neben ihrem Werdegang zur Nobelpreisträgerin und Gutsbesitzerin erfuhr ich, was Schwedens Natur, Kultur und Gesellschaft um 1900 ausmachte.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – das hat mich die Industriellentochter und Rennfahrerin Clärenore Stinnes gelehrt. Ihre Weltumrundung führte mich von Frankfurt über Stationen wie Wien, Konstantinopel, Damaskus, die Wüste Gobi, Moskau, Peking, San Francisco und Lima bis nach Berlin und ließ mich in atemberaubende Landschaften und fremde Kulturen und Bräuche eintauchen. Mit Elke Heidenreich reiste ich ebenfalls einmal um die Welt und mit Erica Ferencik bis ans Ende der Welt, nämlich in die Antarktis.
Nicht minder interessant waren die Zeitreisen. Geschichten, die in den 1920er Jahren spielen, haben auf mich eine besondere Anziehungskraft. In „Die Radioschwestern“ erlebte ich die Geburtsstunde des Radios und die Aufbruchs- und Pionierstimmung im damaligen Frankfurt. Die zweibändige Romanbiografie über den Kondensmilchfabrikanten Otto Lagerfeld beginnt im Jahr 1902 in Hamburg und führte mich zu fernen Schauplätzen wie Maracaibo, San Francisco und Wladiwostok.
In den letzten Monaten verschlug es mich ziemlich oft nach Seoul – ja, ich bekenne mich schuldig, dass ich vielen koreanischen Netflix-Serien nicht widerstehen kann. Manch unterirdisch schlechte deutsche Synchronisation hat mich allerdings ziemlich abgeschreckt. Die japanische, englische oder französische Fassung ist häufig besser. So verrückt es klingen mag, häufig entscheide ich mich für Französisch, damit ich fit in der Sprache bleibe. Im Original kommt das Flair natürlich am besten rüber, aber das Lesen der Untertitel ermüdet mich auf die Dauer. Seoul steht jedenfalls ziemlich weit oben auf meiner Reiseliste.
Herzlichen Dank an alle Leser/innen, die mich auf diesen Reisen begleitet haben und an die Verlage und AutorInnen für die Rezensionsexemplare. Ich freue mich darauf, auch im kommenden Blogjahr gemeinsam mit Euch viele neue spannende Schauplätze zu entdecken.