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München im Blütenrausch

2023-03-15
München
München im Blütenrausch

Blumen sind eine vergängliche Pracht, doch haben sie seit dem Altertum nichts von ihrer Symbolkraft verloren. „Flowers Forever“ ist daher ein treffender Titel für die Sonderausstellung, die seit 3. Februar in der Hypo Kunsthalle läuft. Gezeigt werden etwa 170 Objekte aus Kunst, Design und Mode, die uns auf eine Zeitreise durch die Kulturgeschichte der Blume mitnehmen.

Gleich zu Beginn des Rundgangs gibt uns eine Weltkarte einen Überblick, wo die Blumen überhaupt herkommen. Stecklinge und Pflanzensamen wurden von Kaufleuten und Forschern um die Welt transportiert oder man begab sich zu ihnen wie die britische Malerin Marianne North. 15 Jahre lang bereiste sie allein die Welt und fertigte mehr als 800 Werke an, darunter wunderschöne Ölgemälde. 

Gelungen ist die thematische Bündelung und die Gegenüberstellung von kontroversen Werken. So findet sich gleich neben den botanischen Studien der Forschungsreisenden Maria Sibylla Merian, über die ich erst kürzlich eine Biografie gelesen habe, ein mehrteiliges Werk der Holländerin Patricia Kaersenhout. Sie macht darauf aufmerksam, dass Merian ihr Wissen über Flora und Fauna in Surinam von Sklaven und Einheimischen bezog, und würdigt deren Beiträge, indem sie Merians Zeichnungen entsprechend verfremdet.

Ich wusste gar nicht, dass die Lotusblume schon vor 3000 Jahren von den Ägyptern verehrt und in Kunst und Architektur abgebildet wurde. Heute kennt laut dem amerikanischen Umweltschützer Paul Hawken der durchschnittliche Erwachsene in der westlichen Welt über 1000 Markennamen, aber weniger als zehn lokale, einheimische Pflanzen. Gibt einem das nicht zu denken? Die Künstlerin Tracey Bush kreierte daraufhin originelle Collagen, die Motive aus Verpackungsmaterial mit Umrissen von Blumen verband.

Den Abschluss des Parcours bildet ein Gemeinschaftswerk, für das 180 Münchner 200000 Blumen gesammelt und getrocknet haben. Die britische Künstlerin Rebecca Louise Law hat diese zu einer raumfüllenden Installation zusammengefügt.

Ob eine edle Jugendstil-Vase mit Blumenornamenten von Émile Gallé, eine Satire auf die Tulpenmanie von Jan Brueghel oder ein mithilfe von Algorithmen erschaffener virtueller Blumengarten von Miguel Chevalier – die vielfältigen Objekte brachten mich zum Schwelgen, zum Schmunzeln und zum Nachdenken. Eine lehrreiche und faszinierende Präsentation, die noch bis zum 27. August zu sehen ist.

 
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