Europa inspiriert amerikanische Märchenfabrik

Vor kurzem erstand ein Paar aus Los Angeles ein unscheinbares graues Eckhaus in einem trostlosen Vorortviertel von Chicago. Das Besondere an dem Gebäude: Es handelt sich um das Geburtshaus von Walt Disney, der am 5. Dezember 1901 dort das Licht der Welt erblickte. Die neuen Besitzer, die schon bei der Entwicklung vieler Vergnügungsparks in den USA mitgeholfen haben, wollen daraus ein „Walt Disney Birthplace“ Museum machen. Es soll ein „Ort werden, der zur Kreativität anregt“.
Da kann ich nur hoffen, dass sie so fantasievoll wird wie eine Ausstellung, die ich 2008 in der Hypo-Kunsthalle in München gesehen habe. „Walt Disneys wunderbare Welt und ihre Wurzeln in der europäischen Kunst“ zählt zu den gelungensten Ausstellungen, die ich je gesehen habe.
Ich hätte nicht gedacht, dass Disneys Bildwelten in der europäischen Kunst und Literatur wurzeln. Die Gegenüberstellung von Originalzeichnungen, Figurmodellen und Filmausschnitten zeigten deutlich, dass sich Gemälde, Grafiken und Skulpturen europäischer Künstler wie Franz von Stuck, Caspar David Friedrich oder Wilhelm Busch in „Dumbo“, „Dschungelbuch“ oder „Pinocchio“ wiederfinden. Auf seinen Europareisen recherchierte der Film-Erzähler Sagen und Mythen und verarbeitete sie zu neuen Schöpfungen.
So eine Multimedia-Ausstellung selbst zu konzipieren, wäre ein Traum von mir. Übrigens läuft am Karfreitag "Das Dschungelbuch" zum ersten Mal im Free-TV auf RTL und zwar als technisch komplett restaurierte Fassung in HD-Qualität.