Blick hinter das Heidi-Klischee

Am 23. Juni erscheint eine Nostalgiebox von „Heidi“ mit zehn Audio-CDs. Seit dem Erscheinen des Romans von Johanna Spyri 1880 erfreut sich das Alpenmädchen immer noch großer Beliebtheit. Ich finde es skurril, dass ausgerechnet eine japanische Trickfilmserie der kleinen Heldin ein unverwechselbares Gesicht gegeben und zum internationalen Erfolg beigetragen hat.
In der Dokumentation „Heidis Alptraum“ von Anita Hugi erfährt man allerlei Interessantes über die Entstehungsgeschichte und die relativ unbekannte Autorin, die einige persönliche Erlebnisse in ihrem Roman verarbeitet hat. Als sie nach ihrer Heirat nach Zürich zog, empfand sie die Stadt als einengend und während ihrer Schwangerschaft geriet sie in eine tiefe Depressionen. Das Schreiben und die Literatur wurden zu ihrem Zufluchtsort. In der Figur von Heidi konnte sie möglicherweise den Drang, sich frei und ungezwungen in der Natur zu bewegen, ausleben.
In dem Film werfen wir außerdem einen Blick in das Heididorf in Maienfeld und begleiten Yoichi Kotabe, Hayao Mayazaki und Isao Takahata, die Macher der japanischen Trickfilmserie, zu den Schauplätzen und Inspirationsquellen. Der Chefanimator erinnert sich, wie sie vor 46 Jahren eine Alphütte entdeckten, die genauso aussah wie im Roman, und viele Details skizzierten, die in die 52-teilige Trickfilmserie eingeflossen sind. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Serie nächstes Jahr ist eine neue Kinoverfilmung in Planung, die 2025 erscheinen soll. Die Doku ist noch bis 3. Juli in der arte Mediathek zu sehen.