Poetische Naturerkundung

Mit Ameisen, Eichhörnchen, Amseln oder Bienen habe ich im Alltag nur flüchtige Begegnungen. Nachdem ich das Buch “Notizen aus dem Sommerhaus” gelesen habe, werde ich künftig sicher genauer hinsehen, wenn ich auf unserer Terrasse eine Ameisenstraße oder beim Spaziergang ein Vogelnest entdecke.
Schauplatz des Memoirs von Nina Burton ist ein schwedisches Sommerhaus, das die Autorin renovieren lässt. Während sie die Arbeiten überwacht, nimmt sie ihre kleinen tierischen Mitbewohner innerhalb und außerhalb des Hauses unter die Lupe und erzählt uns allerlei Staunenswertes. Mit großem Respekt habe ich beispielsweise den Arbeitstag einer Hummel verfolgt. Die Navigationskünstler schaffen bis zu sieben Flügen am Tag und vierhundert Blüten bei jeder Runde! Fasziniert hat mich auch die Sprache der Bienen, die sich durch verschiedene Tanzarten auf den Waben über Richtung, Flugzeit und Qualität der Blüten informieren und sich auf die Weise eine umfassende Naturbeschreibung liefern.
Nina Burton stellt uns außerdem die Arbeiten bekannter Forscher wie Carl von Linné und Charles Darwin vor und erklärt naturwissenschaftliche Zusammenhänge sehr verständlich. Indem sie beschreibt, wie sich die Tiere bei ihr häuslich einrichten und Parallelen zwischen der menschlichen und tierischen Gemeinschaft zieht, gewinnt man einen leichten Zugang zu ihrem umfangreichen Wissen. Dabei rückt sie den Platz, den wir Menschen gegenüber den vielfältigen Lebewesen, die um uns existieren, einnehmen in die richtige Perspektive. Der lehrreiche und von Poesie durchzogene literarische Ausflug lässt sich am besten im Garten oder auf einer Picknickdecke genießen!