Entwurzelt, einsam und unglücklich

Normalerweise lese ich erst den Roman und sehe mir danach erst die Film- oder Serienadaption an, damit mir bei der Lektüre nicht die Schauspielergesichter im Kopf herumspuken. Bei „Expats“ ist mir das leider nicht gelungen, weil ich zur Zeit einfach zu viel Lesestoff habe. Das Drama von Lulu Wang ist schon allein deshalb für mich interessant, weil sie in Hongkong spielt, wo meine Schwester und ihr Mann zur Zeit leben. Ich hatte noch keine Gelegenheit, sie zu besuchen, doch die Serie gibt mir einen guten Vorgeschmack, denn die Stadt spielt eine tragende Rolle.
Es geht um drei US-Auswanderinnen: die privilegierte Amerikanerin Margaret, deren kleiner Sohn auf einem Nachtmarkt abhandenkommt, ihre Nachbarin Hilary, die vor den Scherben ihrer Ehe steht, und die koreanisch-amerikanische Mercy, die sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Während sie in ihren eigenen Dramen gefangen sind, lehnt sich die Bevölkerung gegen den zunehmenden Einfluss Chinas auf.
Anfangs fand ich die Geschichte und die ganze Atmosphäre sehr deprimierend, so dass ich nach einigen Folgen nahe daran war, die Serie abzubrechen. Andererseits sieht man sehr viele Facetten von Hongkong und bekommt einen interessanten Einblick in den Kontrast zwischen dem luxuriösen Milieu der Expats und dem Alltag des stets abrufbereiten Dienstpersonals. Die Romanvorlage von Janice Y. K. Lee auf meinem E-Book-Reader muss noch ein wenig warten.