Vielschichtiges Familiendrama

Beziehungspsychologie mit einem kriminalistischen Plot zu verbinden, ist die Spezialität von Graham Norton. Das hat er schon in „Home Stretch“ und „The Swimmer“ bewiesen und tut es nun wieder in „Forever Home“ („Ein Ort für immer“).
Anhand eines großen Figurenensembles präsentiert er uns sehr unterschiedliche Schicksale und Lebensentwürfe: die Hauptfigur Carol, die nach einer gescheiterten Ehe auch mit Declan kein glückliches Händchen hat und sich wie eine Versagerin vorkommt, weil sie mit 48 wieder ins Elternhaus einziehen muss; Declans Sohn Kilian, der sich sowohl gegenüber seiner Schwester als auch seinem Ehemann egoistisch verhält. Besonders gelungen fand ich die Figur Moira, Carols Mutter, die mit ihrer resoluten Art stets ihren Willen durchsetzen kann.
Immer wieder fragte ich mich, wie ein männlicher Schriftsteller sich so gut in die Psyche einer Frau und in eine komplexe Mutter-Tochter-Beziehung einfühlen kann. Während die Geschichte durch einen unerwarteten Fund eine spannende Wendung nimmt, kann man sehr gut beobachten, inwieweit die Kindheit das spätere Verhalten prägen und woran Beziehungen scheitern.