Lebenslügen entlarven und überwinden

Die Story von „Lügen, die wir uns erzählen“ ist nicht neu. Eine scheinbar perfekte Familie zerbricht, weil Helenes Ehemann sich in eine andere Frau verliebt hat und auszieht. Die Trennung stürzt die Mutter zweier Teenager in eine Sinnkrise. Dabei hatte auch sie etwas zu verbergen, wie wir in der Vorgeschichte erfahren.
Gleich zu Beginn wird man in Helenes Bewusstseinsstrom hineingeworfen. Die erfolgreiche Schriftstellerin reflektiert über ihr Studentenleben und vergangene Liebschaften, ihre Ehe, Mutterschaft und die Anstrengungen, den verschiedenen Rollen gerecht zu werden. Mehr als die Handlung gefiel mir die Sprache von Anne Freytag. Ihre messerscharfe Sprache und fantasievollen Formulierungen erzeugten sofort Bilder im Kopf und gingen mir unter die Haut.
Der Wechsel der Erzählperspektive zwischen Helene und ihrer Tochter Anna bringt eine zusätzliche Dynamik hinein. Es ist interessant, wie unterschiedlich sie und ihr Bruder Jonas mit der Situation umgehen und wie sich die Beziehungen untereinander verändern. Die innere Zerrissenheit der Figuren und ihre intensiven Gefühle kommen im Hörbuch durch die beiden Sprecherinnen stark zum Ausdruck.