Über die Unergründlichkeit menschlichen Daseins

Mit skurrilen Figuren kennt sich der irische Schriftsteller Rónán Hession aus, wie er in seinem Roman „Leonard und Paul“ bewiesen hat. In seinem aktuellen Buch „Ghost Mountain“ ist nicht nur das Ensemble, sondern auch die Handlung bizarr. Aus dem Nichts taucht ein Berg auf, wo zuvor nur Felder waren, und stellt das Leben der umliegenden Gemeinde auf den Kopf.
Manche von ihnen fühlen sich von dem Berg magisch angezogen und erhoffen sich bei der Umrundung Klarheit über ihr Leben, anderen bietet sich eine neue Karrierechance. Der Berg entzweit Paare, beschert Verluste und bringt neue Beziehungen hervor. Es dauerte eine Weile, bis ich Zugang zu der Geschichte und den Charakteren fand, die so sonderbare Namen wie „stadtbekannter Säufer“ tragen, wurde dann aber immer stärker in eine metaphysische Ebene hineingezogen.
Der Berg steht unverändert und unerschütterlich da, löst bei den Menschen jedoch eine Kette von Ereignissen aus und bringt sie dazu, alles Vertraute zu hinterfragen, ihre äußeren Schichten abzulegen und zu ihrem innersten Kern vorzudringen. Auf schmerzvolle Weise lernen sie, wie schnell sie sich voneinander entfremden und austauschbar werden und dass nichts von Dauer ist. An einer Stelle heißt es, dass der Mensch auf der Welt nicht zu viel Platz einnehmen sollte. Für mich ist dies eine der Kernbotschaften des Romans, der zum Staunen und Nachdenken anregt.