Im Zentrum der Wiener Moderne

In der arte-Mediathek sind derzeit zwei Dokus zu sehen, die ich jedem Kunst-Interessierten empfehlen kann. Eine davon widmet sich dem weltberühmten Gemälde „Der Kuss“ von Gustav Klimt, das 1908 in Wien entstand. Ich habe schon so oft Reproduktionen gesehen und besitze sogar ein Notizbuch mit dem Motiv, aber erst in diesem Film habe ich mir die Details genauer angesehen. Auf dem ersten Blick ist ein Paar zu sehen, das sich, in ein goldenes Tuch gehüllt, innig umarmt und küsst – ein Inbegriff von ewiger Liebe. Betrachtet man das Bild genauer, fällt auf, dass der Mantel des Mannes ein Muster mit eher maskulinen Formen und Farben hat, während das Tuch der Frau ein buntes, florales Muster schmückt. Neben interessanten Erläuterungen zu Klimts Kompositionen und biografischen Hintergründen kommt man in den Genuss vieler weiterer Porträts in schillernden Farben, in denen er seine Leidenschaft für Ornamentik und Blattgold ausdrückt.
58 Jahre später saß Konrad Adenauer dem Künstler Oskar Kokoschka Modell. Um die dreiwöchige Porträtsitzung dreht sich der Film „Oskar Kokoschka – Die Macht des Porträts“. Der Maler war mir als Expressionist ein Begriff, aber ich wusste nicht, dass er sich zuvor als Enfant terrible der Wiener Recession einen Namen gemacht hatte. Am besten gefallen mir seine farbenfrohen Städte- und Landschaftsbilder unter anderem von Venedig, Sevilla und Paris, die während seinen ausgedehnten Reisen durch Europa zwischen 1923 und 1930 entstanden sind.
Selten habe ich die Gelegenheit, mich in Ausstellungen derart in einzelne Gemälde zu vertiefen und die Entstehungsgeschichte zu erfahren, so dass ich diese Art von Filmen als Ergänzung sehr schätze.