Locken, warnen, beeindrucken

An tristen Novembertagen mit zähem Nebel tut ein Dokufilm wie „Die Farben der Tierwelt – Im Auge des Betrachters“ richtig gut. Der Filmemacher Sir David Attenborough nimmt uns nicht nur in wärmere Gefilde mit, sondern präsentiert uns knallbunte Tiere – teilweise mit spezieller Kameratechnik, die Farben erkennbar macht, die das menschliche Auge normalerweise nicht wahrnehmen kann.
In den Regenwäldern von Neuguinea zum Beispiel sind Paradiesvögel zu entdecken, die erst mit sieben Jahren ein buntes Federnkleid entwickeln. Für seinen Balztanz bereitet das Männchen zunächst die Bühne vor und stellt dann seine Farbenpracht zur Schau. Das Weibchen beurteilt die Leuchtkraft des Gefieders - fehlt nur noch, dass es eine Note hochhält wie bei „Let‘s Dance“.
Mich überrascht immer wieder, was für skurrile Tiere die Natur hervorbringt. Männliche Winkerkrabben schwenken ihre große Schere, um Weibchen auf sich aufmerksam zu machen und andere Männchen zu bedrohen. Fangschreckenkrebse, die auf dem Grund von tropischen Gewässern leben, sehen aus, als wären sie in einen Farbtopf gefallen und schleudern mit großer Wucht ihre Fangarme der Beute entgegen.
Eine weitere Station ist die Atacama-Wüste, wo Flamingos ihre Vitalität und Stärke ebenfalls durch ihre Farbintensität demonstrieren. Ihr Gefieder wird erst im Laufe der Zeit durch ihre Nahrung rosa. Von Erdbeerfröschen in den Regenwäldern Mittelamerikas sollte man sich fernhalten. Ihre leuchtend rote Haut ist giftig und schützt sie vor Raubtieren. All die Beispiele machen deutlich, dass die Farbe nicht nur schön anzusehen ist, sondern einen wichtigen Nutzen für die Fortpflanzung und für das Überleben der Tiere hat. Der Film ist bis 30.09.2027 in der 3sat-Mediathek zu sehen.