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Gesellschaftskritischer Pageturner

2025-05-07
Adirondacks Mountains
Gesellschaftskritischer Pageturner

Was mich an dem Roman „Der Gott des Waldes“ von Liz Moore gereizt hat, waren nicht nur die vielen positiven Rezensionen, sondern auch der Schauplatz. Die Geschichte spielt in einem Ferienlager, das der reichen Familie Van Laar gehört, und beginnt damit, dass ausgerechnet die 13-jährige Tochter Barbara spurlos verschwindet. Das reißt alte Wunden auf, denn vor 14 Jahren verschwand ihr Bruder Baer auf ähnlich mysteriöse Weise.

Mindestens genauso spannend wie die Ermittlungen, die die junge Polizistin Judyta übernimmt, sind die vielfältigen Charaktere aus unterschiedlichen Schichten und ihre Verflechtungen. Sowohl im Alltag auf dem Sommercamp als auch in Rückblicken kommt man den Figuren sehr nahe, zum Beispiel Alice, Barbaras Mutter, die orientierungslos wirkt und sich stets ihrem patriarchalischen Mann unterordnet; oder die Betreuerin Louise, die sich verantwortlich für Barbaras Verschwinden fühlt und ihrem zwielichtigen reichen Verlobten die Treue hält.

Die Autorin beschreibt das gefährliche Naturreservat sehr atmosphärisch, deckt soziale Ungleichheit und Machtmissbrauch auf und schickt uns mehrmals auf die falsche Fährte. Für mich ist das Buch weniger ein Krimi als vielmehr ein raffiniert komponierter, gesellschaftskritischer Roman mit einem überraschenden Ende.

 
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