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Schwebende Liebespaare und Gesellschaftskritik

2025-05-10
Vitebsk
Schwebende Liebespaare und Gesellschaftskritik

Was für ein schöner Zufall, dass während ich meine Mutter zum Muttertag besuche zeitgleich eine Marc Chagall Ausstellung anlässlich seines 40. Todesjahrs in Düsseldorf läuft. Von dem russisch-französischen Maler und seinen poetischen Bildern sind wir beide fasziniert. So fuhren wir schon am Tag meiner Ankunft ins K20 der Kunstsammlung NRW, um uns rund 120 Werke aus allen Schaffensphasen des Künstlers anzusehen. 

Nach seiner Ausbildung in St. Petersburg zog es Chagall 1911 nach Paris, wo er mit künstlerischen und literarischen Zirkeln in Kontakt kam und von der dort herrschenden Lebensfreude begeistert war. Er experimentierte mit Fauvismus und Kubismus, kombinierte die Stile mit jüdischen Motiven und russischer Folklore wie zum Beispiel in „Das gelbe Zimmer“ oder „Golgatha“ und entwickelte eine eigene Bildsprache.

Neben seinen fantastisch-poetischen Bildern, die Liebe und Leichtigkeit versprühen, sind auch düstere und sozialkritische Bilder zu entdecken. Sie spiegeln die Trauer, den Schmerz und die Endzeitstimmung wider, die Chagall durch Verfolgung und Exil erlebte. Bei manchen Motiven fragt man sich, ob es sich um eine Theaterszene oder Erinnerungen an seine Heimat Vitebsk handelt. Sehr hilfreich ist da der Audioguide, der erläutert, inwiefern zum Beispiel „Der Geigenspieler“ die Geburtsstunde des Surrealen und Fantastischen markiert und die immer wiederkehrenden Geiger, fliegenden Menschen, Tiere und Fabelwesen Freiheit und grenzenlose Fantasie symbolisieren. Am besten gefallen mir die Bilder von farbenprächtigen Blumensträußen und sich umarmenden Paaren we „Sonne und Mimosen“ oder „Schlafende mit Blumen“, die die Schönheit und Fülle des Lebens und die Liebe zu seiner Muse und Ehefrau Bella Rosenfeld zum Ausdruck bringen.

Wir konnten in dieser umfassenden Ausstellung viel Neues über einen vielseitigen Künstler erfahren, der 1918 in Vitebsk eine Kunstschule gründete und ein beeindruckendes Erbe hinterlassen hat.

 
Kunst, Zeitreise