Eine Stadt in Hypnose

Das kommt davon, wenn man ein Bild für eine Rezension entwirft, bevor man das Buch überhaupt gelesen hat. Nun stecke ich nämlich in dem Dilemma, dass mir der Roman „Der Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow nur bedingt gefallen hat, das Bild dazu aber trotzdem veröffentlichen möchte.
Dabei hatte das Buch so gute Rezensionen – von „Kult“, „Meisterwerk“ und „meist gelesene russische Erzählung des 20. Jahrhunderts“ war die Rede –, so dass ich mich zum Kauf hinreißen ließ. So genau habe ich die Kritiken dann wohl doch nicht gelesen, denn ich war ganz überrascht, als mit „Margarita“ gar nicht der Cocktail, sondern die Geliebte des Meisters gemeint war.
Schauplatz ist Moskau. Der Teufel Voland und ein Riesenkater namens Behemoth stellen die Stadt und deren selbstgefällige Bürger gehörig auf den Kopf. Menschen kommen um, verschwinden oder laufen nackt in der Stadt herum. Die Behörden schreiben die mysteriösen Phänomene einer Hypnose zu. Parallel lässt sich Margarita auf einen Pakt mit dem Teufel ein, um ihren Geliebten wiederzusehen. Dieser hat eine Geschichte über Pontius Pilatus verfasst, verfällt jedoch nach Ablehnung des Manuskripts dem Wahnsinn.
Michail Bulgakow verpackt seine Persiflage auf die starre Bürokratie und Politik der Stalinzeit, die Kunst und Literatur im Keime ersticken, in berauschende Bilder und satirische Beschreibungen. Obwohl mich die Thematik interessierte, fühlte ich mich von den verstrickten Handlungssträngen, der überbordenden Fantasie des Autors und der Brutalität der Morde überfordert. Während die meisten Leser über die Auflösung am Ende sicher schmunzelten, hinterließ die Geschichte bei mir große Verwirrung und einen bitteren Nachgeschmack.