Odyssee durch drei Kontinente

Steve Toltz ist zu beneiden. Der australische Schriftsteller wurde in Sidney geboren und lebte in Montreal, Vancouver, New York, Barcelona und Paris. Ich kenne leider nur die letzten drei Städte, aber die anderen stehen schon auf meiner Wunschliste. Beruflich hat sich Toltz sicher auch nicht gelangweilt: Er verdiente sein Brot unter anderem als Privatdetektiv, Kameramann, Telefonverkäufer, Englischlehrer und Drehbuchautor. Ich hoffe stark, dass er sich künftig dem Schreiben widmet, denn sein erster Roman "A Fraction of the Whole" ist einfach Spitzenklasse. Die deutsche Fassung trägt den vielsagenden Titel "Vatermord und andere Familienvergnügen".
Die komplexe Familiengeschichte spielt sich auf drei Kontinenten und in ungewöhnlichen Locations ab, wobei ich das Labyrinth am orignellsten finde. Im Spannungsfeld zwischen einem intellektuellen Vater und einem kriminellen Onkel, den er verehrt, erlebt der Erzähler Caspar Dean aberwitzige Dinge. Für meinen Geschmack passt hier alles: Toltz' erzählerisches Talent und Sprachwitz, seine Fantasie und die Ironie, die überraschenden Wendungen und die immer wiederkehrende Frage nach dem Sinn des Lebens.
Ich habe den Schmöker verschlungen und war am Ende traurig, die verrückte Welt der Sohn-Onkel-Vater-Beziehung zu verlassen. Hoffentlich beschert uns der Australier bald mehr von dieser Sorte.