Rien ne va plus

Kann man die Zukunft seiner Ehe dem Zufall überlassen? Art Fowler und seine Frau Marion wollen's wissen und planen vor ihrer Scheidung eine Busreise zu den Niagarafällen, wo sie vor dreißig Jahren ihre Flitterwochen verbracht haben.
Eine Geschichte über eine gescheiterte Ehe kann recht dröge sein. Nicht so bei Stewart O'Nan. In seinem Roman "The Odds" beschreibt der Autor ihr gemeinsames Abenteuer und ihre Beziehung so unterhaltsam, ironisch und tiefsinnig, dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe.
Art und Marion treten mit ganz unterschiedlichen Erwartungen ihre Reise an. Nach und nach erfährt der Leser mehr über ihre Vergangenheit, ihre Seitensprünge, wie Art seinen Job und sein Vermögen verloren hat, wie unterschiedlich ihre Charaktere sind – er ein hoffnungsvoller Träumer, sehr bemüht; sie unsicher, desillusioniert und pragmatisch.
Manche Szenen kommen einem bekannt vor: Wie man nach der Ankunft am Reiseziel gespannt das Hotelzimmer betritt, die Aussicht bewundert (zwar noch nicht auf die Niagara Fälle, aber das kann ja noch kommen) und die Ausstattung abcheckt. Oder die langen Schlangen an diversen Eintrittskassen und die Ernüchterung, wenn sich das Warten nicht gelohnt hat.
Köstlich sind die Szenen im Casino, wo das Ehepaar versucht, ihr verlorenes Vermögen einzuspielen. Im Alltag sammelten sie noch fleißig Einkaufscoupons und nun schleudern sie das Geld raus und setzen alles auf eine Karte. Ist das Glück auf ihrer Seite? Am besten Ihr lest selbst. Die deutschsprachige Version "Die Chance" ist übrigens letzte Woche erschienen.