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Die Leiden des alten Sowtschicks

2014-07-24
Sassenholz
Die Leiden des alten Sowtschicks

Laut Kalender haben gestern die Hundstage begonnen. Davon merkt man nicht allzu viel. Vielleicht eher in Norddeutschland – so wie im Roman „Hundstage“ von Walter Kempowski. Darin fängt der Autor die Stimmung an heißen Sommertagen wie am vergangenen Wochenende besonders gut ein.

Die Geschichte handelt von Alexander Sowtschick, einem alternden Schriftsteller, der die heißesten Tage des Jahres in seiner bürgerlichen Villa im niedersächischen Sassenholz verbringt, während seine Frau Urlaub in Frankreich macht.

Schon sein Buchprojekt lässt einen schmunzeln: Sowtschick schreibt einen Roman über einen Schriftsteller, der im Winter an einem Roman schreibt, welcher im Sommer spielt und von einer Frau handelt, die ein Gedicht mit dem Titel „Frost“ schreibt! Dies gestaltet sich jedoch mühsam, nicht nur wegen der Hitze, sondern auch wegen der zwei jungen Studentinnen, die seinen Haushalt führen sollen, ihn aber eher von seiner Arbeit ablenken. Kempowski beschreibt Sowtschicks menschliche Schwächen und erotischen Phantasien mit viel feinem Humor, Ironie und kritischer Selbstbeobachtung als wären es seine eigenen, dass man hin- und hergerissen ist zwischen Abscheu und Mitgefühl.

Mir gefallen Romane, die die Spannung zwischen der kreativen Welt des Künstlers und dem praktischen Anspruch der Gesellschaft beleuchten. Eine herrlich satirische und heitere Sommerlektüre für Hundstage, die sicher auch noch zu uns kommen werden.

 
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