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Von Künstlerin zur Kämpferin

2014-09-28
München
Von Künstlerin zur Kämpferin

In dem Roman „Honigtot“ fühlte ich mich ein wenig an „Adams Erbe“ von Astrid Rosenfeld erinnert. Hanni Münzer erzählt von Felicity, die ihrer Mutter nach Rom nachreist und von der tragischen Lebensgeschichte ihrer Vorfahren im Dritten Reich erfährt.

Der Rückblick beginnt bei ihrer Urgroßmutter Elisabeth, einer erfolgreichen und angesehenen deutschen Opernsängerin. Mit ihrem jüdischen Ehemann Gustav und ihren zwei Kindern führt sie in München eine glückliche Ehe, die jedoch durch den Nationalsozialismus immer mehr in Bedrängnis gerät. Schließlich ist die Familie gezwungen, ihre Flucht nach London zu planen.

Auf einmal sah ich meinen Wohnort mit ganz anderen Augen, wenn Hanni Münzer deren Wohnung am Prinzregentenplatz, das Gefängnis in der Ettstraße oder die Treffen im Ratskeller am Marienplatz beschrieb. Durch ihre sorgfältigen Recherchen und ihre lebendige Sprache fühlte ich mich in die faschistische Zeit zurückversetzt. Mit Elisabeth und später ihrer Tochter Deborah reiste ich imaginär von München nach Berlin, Zürich, Wien und schließlich nach Krakau.

Am meisten hat mich Elisabeths Wandlung bewegt, die sich aus ihrer unschuldigen Musikwelt hinauswagt, in Berlin alle Hebel in Bewegung setzt, um ihren verschollenen Mann aufzuspüren, und für ihre Familie kämpft. Trotz des bedrückenden Themas verschlingt man jede Seite, weil es Hanni Münzer bestens versteht, packend und aufwühlend zu schreiben.

 
Selbstfindung, Familie