Ein Mann zwischen zwei Träumen

Der Roman „Die eine große Geschichte“ von Patricia Koelle ist eine wunderbare Sommerlektüre: Salzige Nordseeluft wehte mir beim Lesen förmlich um die Nase und der Sand knirschte unter den Füßen. Doch beginnen wir von vorn: Die Hauptfigur Kalle ist Busfahrer in Berlin und hat sich damit seinen Jugendtraum erfüllt. Eines Tages, beim Anblick eines Blumenstraußes, steigt er jedoch nicht nur aus seinem Bus, sondern auch aus seinem geregelten Leben aus. Er hat seinen alten Traum gelebt und macht eine Reise, um seinen neuen Traum zu suchen.
Es zieht ihn in den Norden ans Meer. Mit seinem Fahrrad macht er sich auf den Weg nach Dänemark und entdeckt die Schönheiten der Natur entlang der Ost- und Nordsee. Er begegnet interessanten Menschen, sammelt Eindrücke und macht sich Notizen, weil er am Ende der Reise die eine große Geschichte schreiben will. Seine Empfindungen sind einfach und doch intensiv – genauso wie die Sprache von Patricia Koelle.
Kalle schließt man sofort ins Herz. Er unternimmt viele Dinge zum ersten Mal wie Zelten oder einen Drachen steigen lassen und freut sich wie ein Kind an Weihnachten. Wie oft habe ich in letzter Zeit gelesen, dass wir hin und wieder unsere Umwelt so unvoreingenommen und neugierig wie ein Kind in uns aufnehmen sollten. Kalle macht es uns vor.
Eine tollte Parabel, wie man aus dem Alltagstrott ausbricht, den täglichen Fahrplan ändert und wieder lernt zu leben statt nur zu funktionieren. Die eine große Geschichte, nach der man sich sehnt, liegt oft näher als man denkt.