"Zu viel des Guten ist wundervoll"

Ebenfalls in den 70er Jahren, doch in einer ganz anderen Welt spielt die Geschichte von "Liberace", dem begabten Pianisten und extravaganten Entertainer. Genau genommen handelt der amerikanische Film nur von einem Lebensabschnitt und zwar seiner Liebesbeziehung zu dem 40 Jahre jüngeren Scott Harson. Vorlage für die Verfilmung war dessen Buch "Behind the Candelabra" (Hinter dem Kronleuchter). Allein wegen der schauspielerischen Leistung von Michael Douglas und Matt Damon ist der Film sehenswert.
Liberace liebte alles im Überfluss. Er kaufte alles doppelt, machte aus seinem Haus einen glitzernden Luxus-Tempel mit griechischen Säulen, einer Decke, die der Sixtinischen Kapelle nachempfunden ist und nannte es "Palast-Kitsch". Kein Wunder, er hielt sich für die Reinkarnation von Ludwig, II.
Ähnlich wie in "Yves" sind auch hier die Outfits ein Blickfang. Ob Swarowski-Steine, Silberpailletten oder Straußfedern, es kann gar nicht prunkvoll genug sein, so dass ein Kostüm locker bis zu 68 kg wog. Sie wurden nach der Originalkleidung vollständig nachgebildet. Das Liberace-Museum stellte außerdem Autos, Klavier und Schmuckimitate zur Verfügung.
Die eigentliche Handlung gerät dabei fast in den Hintergrund. Dabei ist es sehr tragisch, wie die intensive Beziehung zwischen dem gutmütigen und großzügigen Liberace und seinem teils überforderten Lebensgefährten zerbrach. Scotts Liebe ging so weit, dass er sich auf mehrere Operationen einließ, um ein Abbild des großen Meisters zu werden. Wie Rob Lowe den affektierten Schönheitschirurgen mit durch und durch künstlicher Visage spielt, ist ein weiteres Highlight.
Ganz gleich, in welchem Umfeld und Überfluss die Menschen leben, jeder ist auf der Suche nach Liebe – so die Botschaft. Mich hat vor allem beeindruckt, wie manche Schauspieler an ihre Grenzen gehen und sich nicht scheuen, derart herausfordernde Rollen anzunehmen.