Parodie auf Literaturbetrieb

Ich habe mich schon oft gefragt, was sich bei der Verleihung eines Literaturpreises hinter den Kulissen so abspielt. Dass dabei Literatur eine eher sekundäre Rolle spielen kann, zeigt der amüsante Roman „Lost for words“ („Der beste Roman des Jahres“) von Edward St Aubyn. Der Literaturpreis ‚Elysia’ soll für den besten Roman des Jahres vergeben werden – sicherlich eine Anspielung auf den wichtigsten englischen Literaturpreis ‚Man Booker’.
In einem Zeitraum, der sich von der Jury-Besetzung bis zum Abend der Preisverleihung erstreckt, kreuzen sich die Wege von literarischen Debütanten, überforderten Jurymitgliedern, Lektoren und Schauspielern. Sie alle haben weniger die Literatur im Sinn, als viel mehr ihre eigenen Interessen und Ziele. Hauptsächlich sind sie damit beschäftigt, Intrigen zu spinnen, zu verführen und um Anerkennung zu buhlen.
Ein versehentlich eingereichtes indisches Kochbuch sorgt außerdem für Furore. So weit hergeholt fand ich die Idee nicht, wenn man bedenkt, wie Bücher, die vom Kochen, Essen und deren Kombination handeln, den Markt überschwemmen.
Als Sohn einer der ältesten englischen Adelsfamilien weiß Edward St Aubyn, wovon er spricht, wenn er den Snobismus der Oberschicht und die Kulturelite überspitzt parodiert. „Lost for words“ erhielt zwar nicht den Preis für den besten Roman des Jahres, aber passenderweise für den lustigsten Roman des Jahres.