Totale Transparenz

Die Welt, die Dave Eggers in seinem Roman „The Circle“ zeichnet, wäre für mich der reinste Alptraum. Beängstigend ist, dass sie der Realität gefährlich nahe kommt.
Für die Romanheldin Mae Holland dagegen geht ein Traum in Erfüllung, als sie ihre neue Stelle in dem kalifornischen Internet-Unternehmen Circle antritt. Für sie ist die Firma „ein perfektes System von perfekten Menschen geschaffen“.
Nach dem Motto „Jeder hat das Recht, alles zu wissen“, will der Circle sämtliche Informationen über die Menschen verfügbar und zugänglich zu machen. Zu diesem Zweck werden überall auf der Welt Kameras installiert und Programme entwickelt, die die Vorfahren jedes Individuums zurückverfolgen oder den Gesundheitszustand permanent kontrollieren.
Mae stürzt sich mit großem Ehrgeiz auf ihre Aufgaben und glänzt durch Höchstleistungen. Nebenbei wird von ihr erwartet, an Meinungsumfragen teilzunehmen und Meldungen aller Art zu kommentieren und zu bewerten. Nur so könne jeder einzelne der Gemeinschaft nützen.
Der Roman bringt genau den Zwiespalt zum Ausdruck, den ich oft verspüre: auf der einen Seite der Wunsch, sich mit anderen in einer Community auszutauschen, auf der anderen Seite seine Privatsphäre zu schützen. Ich möchte nicht wissen, was für ein präzises Profil der Circle anhand meines Blogs erstellen würde.
Der Roman ist fesselnd und schürt zugleich die Angst vor Digitalmächten und Datenmissbrauch.